Über uns

OSTERBOTSCHAFT AN DIE GOTTBEHÜTETE HERDE
DER DEUTSCHEN DIÖZESE 2024

CHRISTUS IST AUFERSTANDEN! – rufen wir heute aus und bekreuzigen uns, zeichnen mit dem Kreuz auf uns selbst ein Folterinstrument, das Bild eines schändlichen, qualvollen Todes. Am Fuß des Kreuzes des Herrn haben wir einen Schädel gesehen und die Buchstaben “G” (glava), “A” (Adama) – Adams Kopf.

Der erste Mensch – das heißt der Mensch als solcher – wurde nicht geschaffen, um zu sterben. Er wurde geschaffen, um ewig zu leben, um ewig in der Gemeinschaft mit Gott zu wachsen. In den Tod stürzte den Menschen der Sündenfall. Adam kannte das Gute und wurde von Gott, dem Schöpfer, vor dem Bösen gewarnt: Wenn du vom “Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen” isst, wirst du mit Sicherheit “des Todes sterben”.
Aber was ist der Tod? Der Tod ist die Abwesenheit von Leben. Vom Tag des Sündenfalls an begann das Leben Gottes im Menschen zu schwinden. Und etwas anderes begann zu wachsen – es keimte im Menschen der “Samen der Verwesung”.
Die Heilige Schrift sagt uns, dass in der Trennung von Gott der “Baum der Erkenntnis”, d.h. die Erkenntnis der äußeren Welt, die sich auf die fleischlichen Sinne und den falschen Verstand stützt und ganz darauf ausgerichtet ist, diese Körperlichkeit zu nähren und sich durch einen stolzen Verstand zu überhöhen, zu Selbstverschlossenheit, zum Egoismus führt. Diese Sicht auf sich selbst und die Welt führt manchmal zu einer trügerischen Gier nach Leben. Aber das Leben ohne Gott schwindet dahin, geht ins Nirgendwo. Über ein solches Leben feiern unweigerlich die Leere, die Finsternis und der Tod ihre Siege. Leiden, körperliche wie geistige, erweisen sich nicht nur als unvermeidlich, sondern auch als sinnlos und ausweglos.

Damit der Mensch nicht ewig in einem so schrecklichen, verwüsteten und gottfeindlichen Zustand verbleibt (wie die gefallenen Engel und Dämonen), hat Gott den Menschen fürsorglich vom “Baum des Lebens” entfernt.
Adam aber, der sich daran erinnerte, wie es war, in ununterbrochener göttlicher Gemeinschaft zu leben, nannte das teuerste, was er hatte, seine von Gott gegebene Frau, “Eva”, was “Leben” bedeutet. Und wahrhaftig: Eva schenkte Leben – zuerst Kain, dann Abel. Die unglücklichen Eltern, Adam und Eva, erfuhren zum ersten Mal die Bitterkeit des leiblichen Todes nicht an sich selbst, sondern an ihren Kindern. Ein Mord war geschehen. Der Herr sprach: “Die Stimme des Blutes deines Bruders schreit von der Erde zu mir” (Gen 4:10). Auch in unseren Tagen schreit das Blut zum Himmel.

Wo ist die Rettung? Was sollen wir tun? Wohin sollen wir unsere Blicke wenden, um aufzuwachsen in der Gemeinschaft mit dem Gott des Lebens?
Dort, wo “G”, “A” steht, am Fuße des Heiligen Kreuzes, sehen wir oft auch diese Abkürzung: “MLRB”. Das bedeutet: “Die Schädelstätte ist das Paradies”. Golgatha ist “das Paradies”? Wie kann das sein?

Unser Herr Jesus Christus selbst, der einst inmitten des Paradieses den Baum des Lebens pflanzte und uns in Seiner Heiligen Schrift das Bild dieses Baumes offenbarte, kam im Fleische, um den Tod zu vernichten.
Ihn zu vernichten? Auf welche Weise denn? Nicht durch äußere Gewalt, sondern geistig – indem Er eindrang in sein Inneres. Christus zerstörte die Sinnlosigkeit des Todes, indem Er in den Tod Seinen eigenen Sinn hineingoss und damit mit Seinem Leben erfüllte. Er ist in den Tod hineingetaucht, mitten in sein Zentrum eingedrungen. Und unser Leben, insoweit wir Christus nachfolgen, besteht nicht in äußerem Wissen und nicht in vergänglichem Wohlbefinden. Unser Leben besteht in der Erkenntnis des Baumes des Kreuzes, durch Ihn, der, indem Er den Baum des Todes – das Kreuz – bestieg, ihn zu einem Baum des Lebens machte und uns den Weg nicht nur zum Paradies, sondern auch mit Ihm zum Himmel öffnete, zu jenen geistigen Höhen, wo Er selbst, der sein auferstandenes Fleisch erhoben hat, wohnt.

Dieses Fleisch aber hat unvorstellbare Leiden erlitten, keineswegs nur körperliche, sondern auch seelische und auch geistliche, denn als der Allwissende kennt Er alle Schrecken der Sünde und der Hölle. Christus ist zu uns herabgestiegen und sogar noch tiefer, in die Hölle, um die Hungernden und Dürstenden aus der Finsternis zu reißen. Er erschloss ein neues Passah – den Übergang nach oben.
Dieser Weg, das Leben zu vergeistigen, steht auch uns offen. In jedem Augenblick, durch jede Entscheidung, die wir treffen. Wenn wir inmitten von Unbill und Schmerz, Leid und Schrecken dennoch der Wahrheit Christi treu bleiben, wird Er selbst unsere Herzen von Bitterkeit und Verhärtung, von Rachsucht und Feindseligkeit befreien.

Seine Verheißung – “die reinen Herzens werden Gott schauen” – erfüllt sich in jedem, der sein Herz von den Dornen der Sünde reinigt. Die Macht Christi befreit von der Tyrannei der bösen Leidenschaften. Durch den Baum des Kreuzes offenbart der Erlöser eine völlig neue und andere “Erkenntnis von Gut und Böse”, und den nach Leben Dürstenden einen anderen “Baum des Lebens”, an den sich Christus als die Frucht der Treue selbst angenagelt hat. Er – das einzig echte und ewige Leben – ist von nun an und für immer an unser Leben genagelt durch seine unerschütterliche, allganzheitliche Treue.
Und wenn wir als Antwort darauf bereit sind, wenn auch mit Mühe, aber auch mit starkem Glauben an die Hilfe des Erlösers, alles zu abzutöten, was uns von Ihm trennt – dann wird die Ewigkeit und Reinheit, die Unvergänglichkeit Seines Lebens in uns einfließen. Die wahre und bleibende Freude an der Erkenntnis Christi und Seiner Heiligen, Seiner Freunde, die Ihn so zu erkennen vermochten, wird uns offenbar werden, und als Liebstes anverwandt. “Ich bin die Auferstehung und die Wahrheit und das Leben”, sagte Christus.

Jedes Jahr leuchtet uns das höchste Bild des Übergangs in dieses andere und neue Leben als Ostern auf, dieses Sein ewiges Geschenk für uns und für die ganze Welt. Und Jahr für Jahr frohlockt der heilige Johannes Chrysostomus in seiner Predigt mit den Worten des Propheten Hosea: “Tod! – wo ist dein Stachel? Hölle! – wo ist dein Sieg?” (Hosea 13:14; 1 Kor 15:55).

CHRISTUS IST AUFERSTANDEN UND DAS LEBEN LEBT IN FÜLLE!

+Mark,
Metropolit von Berlin und Deutschland
Ostern 2024
Berlin-München


Die Orthodoxie und ihre Geschichte in Deutschland

In Deutschland wächst die Zahl griechischer, russischer, rumänischer, serbischer, georgischer, syrischer und anderer Kirchengemeinden aus den traditionell orthodoxen Ländern beständig. Aber auch deutschsprachige Gemeinden entstehen: Die Apostel-Thomas Gemeinde ist bereits die zweite orthodoxe Gemeinde in München, die ihre Gottesdienste in deutscher Sprache feiert, nach der schon seit langem bestehenden Gemeinde des hl. Apostels Andreas in der griechischen Salvatorkirche.

Wie kommt es, dass Menschen, die sich Christus anschließen wollen, nicht das in Deutschland übliche römisch-katholische oder evangelische Bekenntnis, sondern die Orthodoxe Kirche wählen? Es ist die Frage nach den Ursprüngen, die Frage nach der Einheit der Kirche. Die Orthodoxe Kirche ist die eine Kirche, die sich im ersten christlichen Jahrtausend über fast ganz Europa verbreitet hat. Die katholische Kirche in Deutschland war ein Teil des Patriarchats von Rom, das erst mit der Kirchentrennung im Jahre 1054 den Schoß der Orthodoxie verlassen hat. Bis dahin war die Westkirche eine der autokephalen Orthodoxen Kirchen, die in ihrer Gesamtheit die Orthodoxe Kirche ausmachen. Der Glaube an “die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche”, den wir im Glaubensbekenntnis von Nizäa-Konstantinopel (381) bekennen, ist der Glaube an die Orthodoxe Kirche. Deshalb ist es von großer Bedeutung für unsere Rettung, diese Einheit wiederzuerlangen. Das geistliche Erbe, das unser Land bis heute prägt, entstammt also der Orthodoxie. Hunderte von Märtyrern haben bis ins achte Jahrhundert hinein in Deutschland ihr Blut für den Glauben vergossen. Männer und Frauen gaben ihr Leben für die Verkündigung des Evangeliums hin. Sie alle werden von der Orthodoxen Kirche heute als Heilige verehrt. Ihre Fürsprache für uns vor Gott und unsere Hinwendung zu ihnen im Gebet eröffnen den Weg zur Verwirklichung der Prophetie des bekannten Altvaters Paissios vom Berg Athos (+ 1994, kanonisiert 2015), der Pilgern gegenüber mehrfach  wiederholt hat: „Deutschland wird ein orthodoxes Land werden”.

Die Gemeinde des Hl. Apostels Thomas in München

Die Apostel Thomas Kirche ist eine im Februar 2017 mit dem Segen von Metropolit Mark (Arndt) gegründete christlich-orthodoxe Gemeinde in München. Sie gehört der deutschen Diözese der Russisch-orthodoxen Kirche im Ausland (ROKA) an. Ihr Anliegen ist es, den Schatz des Orthodoxen Glaubens auch denjenigen zugänglich zu machen, die nicht eine Sprache des traditionell orthodoxen Kulturraums beherrschen. Deshalb werden in der Gemeinde des heiligen Apostels Thomas alle Gottesdienste, Predigten und Katechesen in deutscher Sprache gehalten. Dazu gehört auch der im byzantinischen Ritus verankerte Abend- und Morgengottesdienst (im Verbund mit der 1. Stunde als “Vigil” bezeichnet), in dem die Heilige Schrift, das Leben der Heiligen und die Theologie der Kirchenväter zu einer einzigartigen Synthese miteinander verflochten werden. Auf diese Weise ermöglichen wir es deutschsprachigen Gläubigen und solchen, die es werden wollen, mit der geistlichen Fülle der Orthodoxe Kirche bekannt zu werden. Denn Gottes Wort ist nicht gefesselt“ (2. Tim 2,9). So lautet die Erfahrung der Apostel.

Sie sind herzlich eingeladen, unsere Gottesdienste zu besuchen: Jeden ersten, dritten (und gegebenenfalls fünften) Sonntag des Monats feiern wir die göttliche Liturgie in der orthodoxen Siluankapelle in der Paul-Heyse-Str. 19 RGB, (Souterrain), und am zweiten und vierten Sonntag des Monats in der Russ.-orth. Erzengel-Michael Kirche in München-Ludwigsfeld. Beginn ist jeweils um 9:00 Uhr. Dabei geht der Liturgie am Vorabend die zweistündige Vigil voraus. Die Anfangszeiten entnehmen Sie bitte dem aktuellen Gottesdienstplan auf dieser Seite. Die Adressen der Kirchen und die Anfahrtswege sind unter der Rubrik “Kontakt” ersichtlich. 

Kirche des heiligen Apostels Thomas

Kirche des heiligen Apostels Thomas