Zu seinem 80. Todestag
Der ehrwürdige Simeon wurde in Zetine, der früheren Hauptstadt des Montenegro im Jahr 1854 geboren. Ungewöhnlich für diese Zeit, erhielt er als Stipendiat der Russischen Orthodoxen Kirche seine Ausbildung an den Kiewer Geistlichen Schulen. Danach widmete er sich dem Studium der Philosophie an der Sorbonne in Paris und hörte Vorlesungen an einem evangelischen Seminar in Genf, um mit den geistigen Strömungen der damaligen westlichen Welt bekannt zu werden. Nachdem er im Kiewer Höhlenkloster zum Mönch geschoren worden war und eine Zeitlang das Russland der Zarenzeit bereist hatte, kehrte er im Alter 34 Jahren in den Montenegro zurück.
Als Mönch des berühmten Klosters von Ostrog besuchte ihn einst Petko Isevič, ein armer Bauer aus dem Dorf Daibabe. Petko berichtete ihm von einer Vision, in der er einen in goldgestickte Gewänder gekleideten Mann mit einer Kopfbedeckung gesehen habe, auf der ein Kreuz abgebildet war. Dieser Mann hatte zu ihm gesagt: „Ich bin kein böser Geist, wie du denkst. Ich bin ein Heiliger, aber man hat mich hier vor den Türken vergraben. Ich war Bischof in dieser Gegend und Schüler eines großen Heiligen… Ich möchte, dass du hier ein Kloster für mich baust“.Vater Simeon verstand, dass es um einen Schüler des hl. Sawwa von Serbien ging, dessen Reliquien die Mönche vor den Türken versteckt hatten, damit sie sie nicht entweihten, wie es in der serbischen Geschichte zur Zeit des osmanischen Jochs geschah.
Der ehrwürdige Simeon entschied, dem jungen Petko zu helfen und errichtete am Rand des Dorfes Daibabe eine Kirche zu Ehren des Entschlafens der Allheiligen Gottesgebärerin, die im Jahr 1897 geweiht wurde und ihrer Architektur an ein Höhlenkloster erinnert.Der Ehrwürdige gab sich hier der geistlichen Askese hin und wurde vom Herrn der Gabe der Hellsichtigkeit gewürdigt; er las in den Seelen der Menschen und vermochte sie so zu einem Leben nach dem Evangelium Christi zu führen. Durch sein Gebet heilte er Kranke und befreite sie von schweren Versuchungen.
„Eine Stadt kann nicht verborgen bleiben, die auf der Höhe des Berges liegt“ (Mt 5,14), uns so kamen viele zu dem an Tugenden reichen Gerechten, baten um Rat und suchten das geistliche Gespräch, darunter auch Besucher aus dem Ausland. Das Volk liebte und verehrte Altvater Simeon sehr, wie auch die bekannten serbischen Asketen jener Zeit. hl. Nikolai (Velmirovic) nannte den Ehrwürdigen einen „heiligen Mönch“, und Abbas Justin (Popovic) schrieb 1937, als er das erste Mal Daibabe besucht hatte, dass er „des rührenden Anblicks dieses großen serbischen Abbas gewürdigt worden sei“.
Im Jahr 1996 wurden die Reliquien des ehrwürdigen Simeon erhoben und ruhen seitdem in einem Schrein in der Tiefe der Höhle, den Pilgern für die Verehrung zugänglich.
„Aus der Schatzkammer der Lehren des Altvaters“
- Gott offenbart sich einem reinen Herzen. Die Natur spricht wie ein offenes Buch ständig von Gott.
- Gott spiegelt sich in der Natur wider, wie der Mensch in klarem Wasser.
- Eine Apotheke macht manchmal zu, aber die göttliche Barmherzigkeit – niemals.
- Gott wartet auf die Umkehr des Sünders bis zu seinem Tod.
- Wenn es keinen Schnee gäbe, wären Schlitten unnütz; und wenn es kein ewiges Leben gäbe, hätte der Mensch keine Bestimmung.
- Der Mensch legt die Herrlichkeit Gottes aus und ist ein Vermittler zwischen Gott und der Natur, wenn er geläutert und gerecht ist.
- Jeder Mensch empfängt von Gott eine gewisse Gabe, durch die er auf den Weg der Rettung geleitet wird.
- Die menschliche Lebensspanne ist kurz wie ein Tag, und dann tritt der Tod ein wie die tiefe Nacht. Lebe deshalb aufrichtig und bewahre dich vor der Sünde, solange der Tag deines Lebens währt, denn wenn die Nacht deines Todes kommt, wird es bereits zu spät sein.
- Es gibt Menschen, die in dieser Welt unbemerkt leben und ihre Tugenden verbergen. Aber es kommt sie Stunde, da ihre Taten offenbar und sie in Ewigkeit verherrlicht werden.
- Die Wahrheit gehört zum Menschen, und selbst zu dem, der oft gegen die Wahrheit handelt, denn es gefällt ihm nicht, wenn er merkt, dass er betrogen wurde.
- Der Heilige Geist erleuchtet das All. Er erleuchtet auch dich und hält sich in dir auf, wenn du Ihm gehorsam bist mit einem reinen Herzen, in dem das Feuer der Liebe jede Sünde verbrannt hat.
- Der Reisende, der auf ein Schiff möchte, braucht eine Fahrkarte, und der Christ, der in den Himmel kommen will, braucht ein reines Herz.
- Ein dichter Wald ziert jedes Kloster, und ein reines Herz erfreut Gott.
- Einen Ring kann auch tragen, wer nicht verheiratet ist, und heilig leben der, der kein Mönch ist.
- Versuche nicht, bei einer Schlange Beine zu entdecken, und mach dir keine Hoffnungen, das Paradies ohne Mühen und Anfechtungen zu erlangen.
- Dem Ölbaum ist das Seeklima angenehm, und der Seele eine gottesfürchtige Gesellschaft.
- Bei Regen braucht man einen Schirm, die Seele braucht die Demut. Einen Schirm kann man für Geld kaufen, die Demut durch die Erkenntnis seiner selbst.
- Wie du den Leib umsorgst und kleidest, damit er lebt, so auch die Seele. Sie ist hungrig und nackt, wenn sie keine guten Taten und keinen reinen Glauben hat. Über eine solch schwache Seele fallen leicht böse Geister her.
- In den Krieg zieht man nicht ohne Blei und Pulver, und christlich lebt man nicht ohne Glauben und gute Taten.
- Wo es kräftige Bienen gibt, flieht vor ihnen die Spinne, und wo der Glaube stark ist, haben es die bösen Geister schwer, anzugreifen.
- Ein Kleinkind weint, wenn die Mutter es wäscht, der Kleingläubige aber murrt gegen Gott, wenn ihm ein Unglück zustößt, das die Seele reinigt wie Wasser das Gesicht.
- Der Schneider braucht Nadel und Faden zum Nähen, und der Mensch Glauben und Liebe zur Rettung.
- Ruhig ist das Meer, wenn es windstill ist, und das Gewissen des Menschen, wenn er das tut, was er kann.
- Wer schlecht sieht, mag eine Brille nehmen, und wer die Heilige Schrift verstehen möchte, der möchte zum Glauben auch Demut haben.
- Mit einem Schlüssel schließt man eine Tür auf, und mit der Barmherzigkeit erlangt man das ewige Leben.
- In eine Stadt kann man von verschiedenen Seiten gelangen, und in das Himmelreich mit unterschiedlichen Tugenden: wenn du es nicht mit dem Reichtum vermagst, wie Abraham, dann durch die Armut, wie Lazarus.
- Wer nachts mit einer Lampe geht, leuchtet sich und anderen, und wer Gutes tut, rettet sich und den anderen.
- Das geschorene Schaf soll mehr vor Unwetter geschützt werden, und der schwache Sünder vor strenger Verurteilung.
- Wie in den Kirchturm der Blitz einschlagen kann, so kann auch den Gerechten ein Unglück treffen.
- Wo es keinen Lehrer gibt, missraten die Kinder, und wo es keine Gottesfurcht gibt, herrscht das Laster.
- Der Schnee schmilzt durch die Wärme, und das Herz verdirbt durch schlechte Gespräche.
- Man muss die Freude erfahren, die dir das Leiden beim freiwilligen Tragen des Kreuzes bringt. Wenn du leidest, wie Lazarus im Evangelium, und Krankheit und Unglück ohne Murren erträgst, so wisse, dass du deiner Seele ein großes Gut verschaffst.
- Bei der Post braucht es eine Marke für den Brief, und beim Gebet – Frieden mit allen. Sonst wird der Brief auf der Post nicht angenommen, und das Gebet wird Gott nicht wohlgefällig sein.
- Unterbrich einen Menschen nicht beim Reden, und denk beim Gebet an nichts anderes, denn das ist taktlos und sündig.
- Fordere von Gott keine Wunder, denn Er weiß, wann Er sie dir schenkt.
- Wahre Wunder haben den großen Nutzen, den Glauben zu stärken, Scheinwunder schaden dem Glauben und der Rettung.
P. Georgij Maximow, P. Thomas Diez